Zertifizierungs-
systeme
Im deutschen und internationalen Bausektor haben sich verschiedene Zertifizierungssysteme etabliert, mit deren Hilfe der Grad der Nachhaltigkeit eines Gebäudes bewertet werden kann. Die einzelnen Systeme verfolgen dabei unterschiedliche Bewertungsansätze und setzen teilweise verschiedene Schwerpunkte. Insbesondere im nationalen Kontext haben sich im Zuge der Fördermittelnovellierung vier Zertifizierungssysteme durchgesetzt. Trotz ihrer Unterschiede weisen die einzelnen Systeme auch Gemeinsamkeiten auf und orientieren sich im Kern alle am Dreisäulenmodell der Nachhaltigkeit.
DGNB
Die Grundlage des Zertifizierungssystem der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) bildet ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis, welches nach dem Drei-Säulen-Modell ökologische, ökonomische und soziokulturelle Themen einbezieht. Es geht gleichermaßen um die Umwelt, die Wirtschaftlichkeit und den Menschen Dabei steht Nachhaltigkeit im Sinne der DGNB als Synonym für Qualität und Zukunftsfähigkeit. Nähere Informationen können unter www.dgnb.de nachgelesen werden.
Je nach Gebäudetyp wird anhand von ca. 40 Nachhaltigkeitskriterien die Qualität eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus (50 Jahre) bewertet. Dabei setzt die DGNB auf ein punktebasiertes System. Je nach erreichtem Erfüllungsgrad und Gebäudetyp vergibt die DGNB Zertifikate in Platin, Gold, Silber und Bronze.
Getreu dem Motto „Gut für die Umwelt = gut für uns“ soll das Zertifizierungssystem einen Anstoß geben nachhaltiges Bauen und Handeln langfristig zu etablieren.*
Die Siegelvarianten des DGNB-Zertifizierungssystems umfassen sowohl Kriterien für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude.
NaWoh
Das Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh) bringt nach dem Drei-Säulen-Modell ökologische ökonomische und soziokulturelle Aspekte in Einklang und ermöglicht so die Bewertung von Gebäuden in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit. Ziel ist es eine nachhaltige Bauweise zu fördern und vergleichbar zu machen. Die Bewertung erfolgt dabei anhand eines umfangreichen Kriterienkataloges, der bereits zu einem frühen Zeitpunkt in die Planungen integriert wird. Das Zertifizierungssystem unterscheidet zwischen sogenannten „beschreibenden“ und „bewertenden“ Kriterien, welche alle erfüllt werden müssen, dabei aber einen anderen Stellenwert genießen. Bei beschreibenden Kriterien werden Art und Umfang der Beschreibung bewertet, wohingegen bewertende Kriterien einer dreistufigen Bewertung unterzogen werden. Mit Erfüllung aller Kriterien wird das Qualitätssiegel erreicht. Mit dem Qualitätssiegel nachhaltiger Wohnungsbau können Wohngebäude ab 5 Wohneinheiten bewertet werden.
BiRN
Das Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH (BiRN) hat, mit dem Ziel das nachhaltige bauen in Deutschland zu fördern, das BNK/BNG-Nachhaltigkeitsbewertungssystem entwickelt. Anhand des Drei-Säulen-Modells werden ökologische, ökonomische und soziokulturelle, sowie Aspekte der Prozessqualität betrachtet. Die Bewertung der Kriterien erfolgt mittels einer punktebasierten Gewichtung, die zu einem Gesamterfüllungsgrad führt. In Abhängigkeit des Gesamterfüllungsgrades können die Bewertungsstufen „Exzellent“, „Sehr gut“ und „Gut“ erreicht werden.
Insgesamt erfolgt die Bewertung der Nachhaltigkeit anhand von 19 objektiven Bewertungskriterien. Mit dem Zertifizierungssystem der BiRN kann die Nachhaltigkeit von Gebäuden <5 WE (BNK) und >5WE (BNG) bewertet werden. Nähere Informationen können unter www.bau-irn.com nachgelesen werden.
QNG-Siegel
Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist ein staatlich anerkanntes Qualitätssiegel für Gebäude, welches 2022 vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) entwickelt wurde um ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit zu fördern und gleichzeitig eine rechtssichere Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln zu schaffen. Ziel ist es die Prinzipien und Ziele des nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens in der Bau- und Immobilienwirtschaft Deutschlands zu etablieren. Unterschieden wird dabei zwischen dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Plus und dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Premium, die sich ausschließlich durch unterschiedliche ambitionierte Mindestanforderungen in Kriterien mit besonderem öffentlichem Interesse auszeichnen. Je nach Siegelvariante für Wohnungsbau (QNG-WG23) und Nichtwohnungsbau (NWG-NW23) werden vier (Wohnungsbau) oder fünf (Nichtwohnungsbau) besondere Kriterien mit Mindestanforderungen vorgegeben.
Darüber hinaus muss für die Erreichung des QNG-Siegels Konformität mit einem von vier anerkannten, etablierten Nachhaltigkeitszertifizierungssystemen erlangt werden. Darunter fallen die Zertifizierungssysteme der DGNB, der NaWoh, der BiRN und des BNB. Ohne der Erfüllung der besonderen Kriterien und der Konformität mit einem dieser Zertifizierungssysteme kann die Förderstufe 2 der Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) nicht erreicht werden.